Wir machen jetzt einen Zeitsprung von der römischen Zeit über die Fränkische Landnahme, die Merowinger und Karolinger, bis zum Niedergang des Karolingerreiches so ca. 845n.Chr. Die Enkel Karl´s des Großen stritten sich nur noch um die Aufteilung des Reiches.
Normannen, Wickinger u. Waräger (auch Wickinger) nutzen die Schwäche des Karolingerreiches aus, und verheerten auch die Küsten Nord- und Westeuropas. Die karolingischen Franken waren zudem kein seeorientiertes Volk, und konnten dem nichts entgegensetzten.
Jede Bootsbesatzung der Nordmänner, zumindest jeder Verband, hatte einen sogenannten „Berserker“, so eine Art nordischen Obelix, an Bord, der zur blinden Raserei neigte. Er war nackt, nur mit einem Bären- oder Wolfsfell bekleidet, führte als Vorkämpfer die Truppe an, und schlug alles kurz und klein.
Berserker kommt vom nordischen Wort „Bar Sakr“, „ohne Rüstung“, und noch heute kennen wir alle den Begriff : „Wie ein Berserker“ !
Klöster und Städte wurden geplündert und in Brand gesteckt. Die Bevölkerung wurde ermordet oder versklavt. Ganze Landstriche wurden so menschenleer.
Zum Beispiel wurden während der Messen die Dorfkirchen von den Normannen umstellt, und angesteckt. Wer entkommen wollte, wurde ermordet oder versklavt, und die jungen Frauen wurden mitgenommen.
Die hübschesten von ihnen wurden über Dorestad im Rheindelta und von dort weiter nach Haitabu in Schleswig-Holstein an der Schlei gebracht. Ab da übernahmen die Waräger das Geschäft über die (russischen) Osthandelsrouten bis Konstantinopel und den Orient. Dort wurden diese Frauen, gegen Gold aufgewogen, verkauft.
Normannen, Wickinger und Waräger waren sozusagen Spezialisten im Frauenhandel, und Konstantinopel war damals „das Paris des Mittelalters“.
Die hünenhaften Nordmänner verdingten sich sogar als Leibwachen und Garden für die Adelshäuser im byzantinischen Reich.
Die Klöster Fulda und Prüm berichten genau über dieses grausame Geschehen an Maas und Rhein. Viele Frauen sollen im Angesicht solchen Schicksals den Freitod gewählt haben.
Vor diesem Hintergrund könnte die Legende der Heiligen Ursula mit den 11 = 11.000 Jungfrauen eine neue Deutung bekommen: vom Freitod entwickelte sich sozusagen die Legende hin zum Märtyrertod.
Übrigens: Im Kölner Stadtwappen sollen die 11 Flammen die 11 Jungfrauen darstellen.
An dieser Stelle ist es aber auch denkbar, daß , Editha (davon später), die erste Ehefrau von Otto I., die wie die Hl. Ursula auch eine Englische Prinzessin war, und auch nach ihrem frühen Tod als Heilige hoch verehrt wurde, und auch über die See von England aufs Festland reiste, um einen Königsprinzen ( 929) zu heiraten,…. daß diese Tatsache in die immer wieder geänderte Ursulalegende eingeflossen ist. Und diese Ursulalegende war erst 300 Jahre später im 13. Jhdt. abgeschlossen.
Die Normannen fühlten sich um 881/82 so sicher, daß sie im Maasgebiet sogar im Winter blieben, und sich befestigte Winterlager einrichteten.
Hunderte von Drachenbooten lagen zwischen Maastricht und Asselt auf der Maas.
Eines der größten Winterlager war in Asselt, 7 km flussaufwärts vom Ort Kessel zwischen den heutigen Städten Roermond und Venlo. Der Überlieferung nach trug es den silbenähnlichen Namen „Ascloa“. Dort an der Swalm-Mündung mäanderte die Maas stark , und es gab hier viele Inseln zum anlanden und lagern. Ahnen kann man auf dem Hochplateau zwischen Maas und Schwalm auf googlemaps/satellit noch Konturen von einem Ringwall bzw. Gräben , und gegenüber der Rozenkerk in Asselt, hinter dem Museum, bei dem Hof, wurden bei Grabungen Reste gefunden. Auffällig ist dort auch eine steile, hohe Böschung, die als befestigtes Hinderniss gedient haben könnte.
Ein zusammengetrommeltes Heer unter Karl III., dem Dicken, einem Enkel von Karl d. Großen, belagerte zwar 882 das Winterlager, man traute sich aber nicht anzugreifen, und verhandelte auf deren Abzug, sogar gegen eine Tributzahlung und eine Braut aus dem Königshaus für den Anführer. Der beschenkte Normannenherrscher zog zwar mit seiner Sippschaft ab, aber die Masse der anderen blieb einfach. Die Plage nahm kein Ende.
Karl wurde abgesetzt . … Die Franken waren kein seeorientiertes Volk.
Diese Karte zeigt einen Teil der Normannen-Landwehr, ein Verteidigungswerk mit Holztürmen von 15 km Länge zwischen Rur und Schwalm, ein Schutzwall für die Jülicher Börde gegen die Raubzüge. Gebaut schon in karolingischer Zeit. Ich bin sie mit dem Rad abgefahren. Sie wurde von den Normannen zerstört. Dazu gehörte auch der „Alde Berg“, die größte und besterhaltene Motte des Niederrheins, 5 km westlich von Wegberg .
Erst als ca. 1020 die Raubzüge aufhörten, baute man, so überliefert, in Asselt aus Dankbarkeit aus den Fundament-Geröllsteinen der Wickingerbauten die Fundamente der Rozen- oder Dionysiuskirche.
Pieter Brueghel d.Ältere muß sie wohl im 16. Jhdt. so in diesem Bild gemalt haben. Es ist ein Ausschnitt aus seinem Bild „Die Parabel von den Blinden“. Eine seitenverkehrte Darstellung kann auch die nordflämische Sint-Anna-Pede Kirche in Dilbeek sein. Vielleicht ist sie es sogar, die gemalt wurde. Beide Kirchen sehen verblüffend gleich aus.
Es ist heute dort ein schöner, beschaulicher Ort mit Sicht auf die Maas, den Hafen, die Boote und zwei Lokalen am Wasser, die sogenannte „Breughelzicht“ (Breughelsicht).
Alle sieben Jahre veranstaltet die Nachbar-Gemeinde Beesel heute noch zu diesen Geschehnissen ein Riesenschauspiel mit 540 Teilnehmern mit dem Titel „Drakensteken -De Draak is los“ (Drachenstechen – der Drache ist los).