Die Ritter von Kessel

Wappen

Wappen der Ritter van Kessel

Aber ….. so geht es weiter……mit den Rittern von Kessel.

Hier eine Abbildung des Wappens aus dem Geldrischen Wappenbuch aus dem Jahre 1380. Die Grafen von Geldern als neue Landesherren setzten Amtmänner (Vasallen) auf Burg und im Land Kessel ein.

Diese Lehensleute führten in ihrem Wappen 5 Rote Rauten, ins Kreuz gesetzt, auf silbernem oder weißen Schild , und auf dem Helm eine rote und eine weiße Schwungfeder, oder auch zwei rote Federn. Andere Familienzweige siegelten auch mit drei Rauten. Dazu noch später.

Die Historiker schreiben, sie seien ein mächtiges und weit verzweigtes Geschlecht gewesen, dass sich über rund 400 Jahre hin in sieben Familienzweigen verbreitet hat, von der Maas über den Mülgau bis zum Niederrhein, in den Stadtadel von Köln und in die Eifel. Weiter ging die Verbreitung bis nach Blamont in Süd-Lothringen, Spanien, Antwerpen und natürlich die Niederlande.

Später in den europäischen Kriegen des 16. – 18. Jahrhunderts , also im Niederländischen Unabhängigkeits- , im 30 – Jährigen- und im Spanischen Erbfolgekrieg, verdingten sich die Kessel als Heerführer in den Söldnerarmeen auf beiden Seiten.

Auf die alten gräflichen Besitzungen, wie Burg Brüggen, Schloß Neersen und Grevenbroich hat man sie nie mehr gelassen, auch als Ministerialen = Amtmänner nicht, um vielleicht alte Anspruchsgelüste von vornherein erst gar nicht aufkeimen zu lassen.

Weiter nachgegangen wird ab hier dem Zweig der Kessel, der sich hier im Raum des Neusser Hinterlandes, zwischen Mönchengladbach, Grevenbroich und Neuss, bewegt und gewirkt hat.

Genealogie

Aus: Die ganze Genealogie I – Ritter von Kessel von 1288 bis 1365 nach Ernst van Oidtman

Schon am 5.6.1288, in der Schlacht bei Worringen, der größten Schlacht des Mittelalters im Rheinland, sind die Ritter von Kessel von der Maas unter Geldrischer Flagge dabei. Vater Wilhelm von Kessel mit seinen drei Söhnen Wilhelm, Goswin und Johann stehen unter Geldrischer Flagge. Sohn Wilhelm wird verwundet oder stirbt an den Folgen.

Die ordnungspolitischen Auswirkungen dieser Schlacht, der Auseinandersetzung des größten Erzbistums, Köln, mit dem weltlichen Adel, wirken sich noch bis heute im Rheinland aus, und veränderten darüber hinaus das Machtgefüge im gesamten Nordwesten Mitteleuropas.

(2,6 km südlich der Kirche von Worringen am westlichen Straßenrand der B9 heißt eine Flur-und Wegbezeichnung noch heute „Am Blutberg“, und erinnert an die Geschehnisse dieser Schlacht. Der Name des früheren Hofes und des Ortes Blumenberg (nördlich von Chorweiler) und der Name der „Blumenbergerstraße“ ist eine beschönigende Umschreibung von „Blutberg“, (ein Euphemismus).

Aus der Spätphase der Schlacht:

Durch späteres, erneutes Eingreifen der Bergischen Bauern in die Schlacht von der Rheinseite her in die Flanke der Erzbischöflichen Verbände, kippte die Schlachtordnung zur Seite weg, und schob sich ineinander. Daraus entstand eine riesige Massenpanik mit Fluchtversuch von kämpfenden und fliehenden Kriegern hin auf dem westlichen Heeresflügel. Es schoben und drückten sich so viele Menschen und Pferde aufeinander, daß an die 1000 Leiber bis zur Unkenntlichkeit zertrampelt wurden, oder im Moor des Worringer Bruchs ertranken. An der ehemaligen Brücke , an der der Pletschbach ins Worringer Bruch mündet, wurden viele, auch edle Waffen gefunden. Dies deutet an dieser Stelle auf heftige Verfolgungskämpfe hin. Dort verlief die zweite römische Heerstraße als möglicher Fluchtweg von Köln über Roggendorf Richtung Neuss. Auf ihr hätte man in die sicheren erzbischöflichen Burgen Hackenbroich, Neuenberg und Hülchrath kommen können.

Weder die Kölner Bürger noch die Bergischen Bauern kannten sich in Wappenkunde aus, oder wußten über die ritterlichen Gepflogenheiten von Gefangennahme und Lösegeld Bescheid. Sie schlugen alles tot, was Ihnen in den Weg kam, ob Freund oder Feind, und fledderten die Leichen. Man mußte Massengräber ausheben. Der Nachwuchs vieler Adelsgeschlechter im Rheinland und darüberhinaus wurde so ausradiert. Der Blutzoll war für diese Zeit extrem hoch mit 18 % Toten ).“

(Diesen historischen Ort könnte man „in Wert setzen“, durch ein wieder angebrachtes Wegeschild „Am Blutberg“, mit eine Informationstafel an der B 9, mit Skizze und Text über die Geschehnisse dieser Schlacht bei Worringen vom 5.6.1288).

Drei Generationen später kommt unter anderem auch Conrad von der Dyck hier in der Nähe wegen Raubrittertums mit den Kölnern und Aachenern Kaufleuten so in Bedrängnis, – die Aachener bringen sogar Ihre dicke neue Kanone mit, die „Dicke Berta“, dass dieser die Hilfe der Grafen von Geldern in Anspruch nehmen muss, und seine Burg ihnen zum Lehen anträgt.

Letztere schicken einen ihrer Vasallen, den Lehnsritter Seger von Kessel von der Maas nach Dyck als Garant für Gegenleistungen,…

Genealogie

(Blatt 451) rechts 5. Rubrik, (rot unterstrichen) !

nämlich, die Abtretung der Burg als Lehen, und, als Faustpfand, erhält Seger von Kessel 1346 von diesem Conrad von der Dyck dessen Schwester Hanne als Ehefrau, aus deren Verbindung eine Tochter Grete hervorgeht. Mangels männlicher Nachfolge können die Kessel daher in Dyck nicht Fuß fassen.

Zwei Beurkundung in 1365 belegen eine 3 Malter Zuwendung an die Klarissen in Neuss, als auch den Hochzeitsvertrag der gemeinsamen Tochter Grete im Jahre 1365 mit Gerlach von Lyngenbach. (1365 Urkunden und Siegel, beides ausgestellt im Klarissenkloster in Neuss und aufbewahrt im Stadtarchiv Neuss.

Hanne von Kessel – Damensiegel 1365

Interessant und schön ist das Damensiegel von Hanne von Kessel (van Dyck). Im oberen linken Feld ist wahrscheinlich eine Rose, darunter ein Band von mutmaßlichen, mindestens fünf Rauten (?), über die gesamte Breite des Schildes, so, als wenn sie die fünf Kesselrauten und die drei Dycker Rauten gleichberechtigt nebeneinander zeigen wollte (?). Leider sind diese Siegel in einem silikonbandagierten, zerbrechlichen Zustand und müssten daraufhin genauer untersucht werden. (Stadtarchiv Neuss).

Die Dycker konnten sich 1394, also rund eine Generation später mit den gefürchteten und mächtigen Reifferscheider Raubrittern liieren.

Aus den Herren von Dyck wurden so die Grafen Reifferscheid-Dyck.

Noch etwas zum Zeitverständnis des Raub-Rittertums :

für den Ritterstand herrschten schlechte Zeiten. Durch die aufblühenden Hansestädte wuchs dort die Bevölkerung. Das erzeugte steigende Preise für Lebenmittel und Lebenshaltung.

Die Entwicklung der Schusswaffen verlangte immer neue Verbesserungen für Rüstung und Verteidigungsanlagen.

Auf der anderen Seite waren die Einkünfte der Ritter für Rechte und Ämter immer starr vereinbart.

Um an dieser ganzen Entwicklung teilhaben zu können, errichteten viele von ihnen willkürlich eigene Zollstationen, und kassierten Zwangszölle von den vorbeiziehenden Kaufleuten. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen, Überfällen und Raub.

So war es auch mit Conrad von der Dyck, der sogar mit anderen Raubrittern dieser Gegend hier zum „ Bund der Fahlen Pferde“ zusammengeschlossen war. Wie oben geschildert, kam er immer wieder, zuletzt 1383, ins Gehege mit den Kölner- und Aachener Kaufleuten, die 1383 sogar ihre besagte dickste Kanone mitbrachten, die „dicke Berta“. Die Dycker Hochburg wurde zerstört, war aber bereits in 10 Jahren wieder aufgebaut.

Siegel Johann von Kessel

Siegel Johann v. Kessel 1386

So siegelten die Kessel um diese Zeit, hier Johann von Kessel 1386, ein sehr schönes Siegel. Er siegelte hiermit auf einer Urkunde direkt rechts neben Herzog Wilhelm II. von Jülich-Geldern, er war also somit eine wichtige Person.

Der Zusammenhang der Fünf Rauten von Kessel und des älteren Drei-Rauten-Wappens von Dyck ist noch nicht geklärt. Jedoch siegelten einige Familienzweige der Kessel auch mit Drei Rauten.

1396 machte ein Heidenreich Kessel, Patrizier in Köln, der mit drei waagerecht nebeneinander stehenden Rauten siegelte, von sich reden :

Ab Mitte des 13. Jahrhunderts gab es in Köln, als auch in den anderen Hansestädten, immer wieder Aufstände der Zünfte und Gaffeln gegen die Patrizier. Das hanseatische Aufblühen der Städte beruhte maßgeblich auf dem Erfolg der Handwerker, und diese wollten sowohl eine gerechte Verteilung der Stadteinnahmen aus Stapelgeldern und Zöllen, die der Stadtadel immer schon nur für sich beansprucht hatte, als auch eine eigene gesetzgebende Senatskammer. Die Folgen waren jahrzehntelange Wirren und Verteilungskämpfe.

Die Stimmung kochte in Köln hoch, als auf mysteriöse Weise die zugunsten der Zünfte neu eingetragenen Rechte aus dem mit drei separat vergebenen Schlüsseln abgesicherten Stadtbuch verschwanden. Als dann in dieser sowieso schon explosiven Lage eines Morgens der Graf von Berg mit einem Heer auf der anderen Rheinseite stand, und klar wurde, daß die Patrizier diesen „eingeladen“ hatten, um Köln zu besetzten, um die alten Rechte der Patrizier wieder herstellen zu können, schlug das Pendel in blanke Wut um. Man stürmte die Geschlechtertürme des Stadtadels und nahm die Anführer gefangen. (Am 13. Nov.) 1396 wird daraufhin dieser Heidenreich Kessel mit anderen Anführern der Patrizierpartei der „Greife“, u.a. einem Hilger und Heinrich von Stave (von der Stessen), von den Zünften auf dem Heumarkt wegen Hochverrats mit dem Schwert geköpft.

Ein Verwandter, der Kopf der Revolution, Hilger Quatermart von der Stessen, konnte fliehen. Er hatte heimlich zusammen mit dem Stadtschreiber Gerhard die neu eingetragenen Zunftrechte im mit drei Schlüseln gesicherten Stadtbuch wieder gelöscht, Hochverrat mit Urkundenfälschung. Darauf stand die Todesstrafe.

Als dann zusätzlich herauskam, daß dieser Stadtschreiber Gerhard von Hauwe, der „Schäle Gerhard“ genannt, zwar ihren, den Verfassungsentwurf der Zünfte, entworfen und aufgesetzt hatte, aber auch für die Patrizier das Besetzungsgesuch an den Grafen von Berg verfasst hatte, hat man diesen Gerhard auch noch mit dem Beil gleich hinterher geköpft.

Heute noch befindet sich hinter dem Gürzenich in Köln der „Quatermarkt“. Er wurde ursprünglich nach der Familie „Quatermart“ benannt, die am Gürzenich lebte“. Im Kölner Stadtmuseum ist heute noch der vor der Exekution abgelegte Gürtel von einem der Quatermart mit daran hängendem Geldbeutel und anderen Dingen zu sehen.

Es war vielleicht doch kein Zufall, dass dieser Heidenreich mit dem Anführer des superreichen Clans der „Stesse“ (Staeve, Stave, Stäben, Staue) verbandelt war, der Patrizierfamilie, aus der 125 Jahre vorher Graf Heinrich V. von Kessel die Tochter Gertrud von der Stessen in erster Ehe heiratete, um seine Schulden zumindest zeitweilig los zu werden. Die Stesse waren ein superreicher Kölner Patrizierclan, die sich als Nachkommen der römischen Liktoren des antiken Köln verstanden. Die Liktoren trugen als Zeichen ihrer Exekutivmacht ein Rutenbündel (Stäbe) mit Beil über der Schulter (abgeleitet aus der römischen Tradition), daraus entstand der Name „von Staeben“ (s.o.).

Noch im Jahre 1396 bekommt Köln dann mit dem sogenannten „Verbundbrief“ seine erste demokratische Verfassung, versehen mit 23 Wachssiegeln der Zünfte und Gaffeln. Sie hatte für 400 Jahre Bestand, bis zum Einmarsch der Französischen Revolutionstruppen 1794. Das war das Ende der reichsstädtischen Freiheit, das Ende des „Kölner Mittelalters“.

Genealogie II

(Bild 30a) Die ganze Genealogie- II- Ritter v. Kessel ab 1399 bis 1506

linke Seite oben (Blatt 460)

Im Jahre 1407 brauchten die Herzöge von Jülich vielleicht wieder einen „Kessel“ von der Maas am Grenzfluss Erft gegen den Erzbischof von Köln.

Der Herzog von Jülich setzte einen Johann von Kessel als Drost zu Bergheim ein und auf Bild 30 a rechts (Blatt 461) taucht einer seiner Neffen im Dycker Land auf: Sieger von Kessel.

Ehevertrag

Ehevertrag 1417 Seger v. Kessel mit Aleid v. Fürth (Siegel Seger v. Kessel)

Ehevertrag des S(i)eger von Kessel 1417 mit Aleid, Adelheid, von Fürth, der Tochter des Alard Estas von Fürth (scharzes Kreuz im Wappen). So kommt er in den Besitz von Haus Fürth, gelegen zwischen Liedberg und Schloss Dyck, am Rande des Ortsteils Schlich.

Spätestens seine Söhne Vincentius und Heinrich sind Lehensritter der Herren von Dyck und von Myllendonk, in Urkunden bezeugt. Beide haben zusammen 11 Kinder. (rechte Seite (Blatt 461))

Von diesen 11 Kindern tauchen 1517 Jan, Daem und Abel, ein vermutlicher Neffe, in den Bruderschaftslisten Holzheim wieder auf.

Vincenz-v.Kessel_1476

So sieht 1476 das Siegel von Vincenz von Kessel aus

Dieses Wappen ist noch gotisch, schlicht , mit gotischem Schild und Umschrift. Es sieht abgenutzt aus. Sein Siegel taucht recht oft in Beurkundungen auf.

Diese Urkunde vom 7. Dez. 1469, auf Tierhaut geschrieben, zeigt die Text-, und Außenseite, als auch die Vollansicht des Dokuments. Es wurde nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs gerettet, das Siegel fehlte aber schon vorher.

Ein vielleicht zeit-typisches Beispiel:

Vincenz von Kessel muss sich am 7. Dez.1469 vor dem Gericht der Stadt Köln verantworten, und erhält eine Strafe: ( Stadtarchiv Köln, Urk. Inv.Nr. 13,092)

Es heißt: „Vincentius von Kessel , welcher gegen die städtischen Gesetze und Morgensprachen, (das sind mündlich proklamierte Verordungen), dem Sietz vame Horncke dem Jüngeren zu Jahr aus Köln nachritt und nicht fern vom Stadttore bei dem Joedenboeschel angegriffen und gefangen hatte, stellt Mannbrief aus nach erhaltener Verzeihung, auf 6 Jahre und spätere halbjährliche Aufsagepflicht.“

Sehr schön ist auf dieser Urkunde der schmucke Initialenbuchstabe „I“ von „Ich Vincencius von Kessell…“. Kessel schreibt sich hier mit Doppel –„L“, abgeleitet noch von „castellum“.

(Histor.Archiv Köln., Orig./Siegel fehlt.)

Ehevertrag 1471

Ehevertrag 1471 zwischen Vincenz v.Kessel u. Joest v. Epsendorf über Verheiratung mit Tochter Aleid v. Kessel

Der Heiratsvertrag von Vincenz Tochter Adelheid mit Joest von Epsendorf im Jahre 1471 wird mit 8 Siegeln dokumentiert (die Siegelbänder mit den Namen sind am unteren Bildrand noch zu sehen). Sie unterstreichen die Wichtigkeit dieser Urkunde, geht doch die gesamte Burg Haus Fürth als Mitgift für Adelheid in die Ehe. Der Grund könnte gewesen sein, dass sie als einziges Kind die Tochter aus erster Ehe war, deren Mutter Adelheid ihrerseits den Besitz mit in die Ehe gebracht hatte. Auf diesem Wege kam Fürth über Espendorf später durch weiteren Erbgang in den Besitz der Grafen von Spee.

Es siegeln: Vincenz von Kessel (Brautvater), Johann von Kessel (Neffe?), Hermann Hockijngh von Mühlfort (Vincenz Schwager), Joest von Epsendorf (Bräutigam), Heinrich von Loevenberg (Pastor zu Gladbach), Arnt von Loevenberg, Bruder von Johann „Oehme“, Johann von Loevenberg, genannt „Oehme“ Gerhards von Epsendorf und Werner von Espendorf (Bräutigamvater). Mit Loevenberg könnte das heutige Haus Lauvenburg zwischen Kaarst und Meerbusch-Büderich gemeint sein.

Die Siegel der beiden Väter des Brautpaares stehen ganz links und ganz rechts unter der Urkunde, rahmen sozusagen alle Siegelunterzeichner der Urkunde ein.

Darin siegelt sein Neffe Johann von Kessel als Zeuge so:

Bei dem eine Generation Jüngeren sehen wir schon den Zeitwandel hin zur Renaissance. Man zeigt sich im Wappen in üppigerer Selbstdarstellung, mehr Eitelkeit, Zierde und Verspieltheit, von den Schwungfedern angefangen über den Faltenwurf der Helmdecke, die umgebenden Ranken bis zum kokett schräg aufgestellten Schild.

Im Heroldsbuch der Jülicher Herzöge, dem St. Hubertusorden, 1463 bis 1500, wird die Familie „von Kessel“ so dargestellt:

. . . und hier wohnen und wirken sie :

Haus Fürth ist die schönste Wasserburg am Niederrhein, in gotischem Fachwerk errichtet und mit altem Fischgrät-Mauerverband ausgefacht (keltischer Mauerverband). Oben rechts sehen wir als Ursprungswappen die 3 Dycker Rauten, obwohl es hier 5 Kessel-Rauten sein müssten. Die Abgrenzung ist noch ungeklärt.

Wie oben schon geschildert, bringt Vincenz`s Tochter Aleid (Adelheid) 1471 die Burg in die Ehe mit Joest von Epsendorf, später geht sie im Erbgang auf die Grafen von Spee über, in deren Händen sie heute noch ist (Neffe).

Graf von Spee ist im Juli 2013 auf Haus Fürth verstorben. Ich hatte noch einige Wochen vorher mit ihm telefoniert, und wollte etwas über die Kessel-Zeit auf Haus Fürth wissen. Er antwortete mir: „Dat wees ich nitt, ich bin doch uss de Eifel“! (hochdeutsch: „das weiß ich nicht, ich bin doch aus der Eifel“).

1480 unterzeichnet Vincenz von Kessel eine Mannschaft (einen Mannbrief, ein Lehnsvertrag) auf Schloss Dyck mit dem Grafen von Reifferscheid-Dyck. (Altes Archiv Dyck). 

Am 30.11.1491 bezeugt Lehnsmann Vincenz von Kessel mit Siegel dem Lehnsherrn Johann von Mirlar, Herr zu Schloss Myllendonk, eine Urkunde (betreffend dessen Nichte im Kloster Eppinghoven), testiert in Eppinghoven selbst. Diese Eintragung bezeugt, daß Vincenz von Kessel auch Lehnsmann von Myllendonk war.

Holzheim bei Neuss:

Es wird während der Belagerung Karl´s des Kühnen 1474/75 völlig zerstört:

Die Burgundischen Truppen, internationale Söldner und Spezialeinheiten, wie Lombardische Mineure und Englische Bogenschützen, jetzt keine Ritter mehr, hatten in und um Holzheim ihr Truppenhauptquartier.

Kein Stein stand mehr auf dem anderen, es gab kein Stück Holz mehr, keinen Baum und kein Strauch. Holzheim war für zwei Generationen eine wüste Stätte . Erst 1520 wird Holzheim wieder besiedelt und aufgebaut.

Es war Graf Reifferscheid-Dyck, der sich bei den Mönchen im Nikolauskloster,der späteren Grablege der Fürsten Salm-Reifferscheid, Geld lieh, um einen Wiederaufbau seines Gebietes zu organisieren. Unter anderem wurde damit die Erprather Mühle wieder aufgebaut. Bauholz u. Steine mussten von weit her beschafft werden. Die zukünftigen Erträge aus der Mühle sollten die Zinsen und die Tilgung für die Mönche sicher stellen.

Es ist gut möglich, daß auch Vincenz von Kessel auf Haus Fürth und Bruder Heinrich, die ja Lehnsritter von Dyck und Myllendonk waren, hier eine Rolle spielten, weil einige der ersten Neubürger in Holzheim „Kessel“ waren. Jedenfalls tauchen die Vornamen der Kinder von Vincenz und Heinrich hier auf. Wahrscheinlich wurde Land durch das Erzbistum Köln vergeben.

Was war ein denkbarer geschichtlicher Hintergrund ?

Wegen der „ Seuche Raubittertum“ mußte Kaiser Maximilian I. auf dem Reichstag in Worms 1495 auf Druck der durch die Hanse erstarkten Städte den „Ewigen Landfrieden“ verkünden. Das hieß, der Adel durfte keine Fehden mehr führen, sondern sollte sich Recht vor dem Reichskammergericht holen. Dadurch wurde der Beruf des Lehnsritters praktisch überflüssig… Ab 1495 wurde so der klassische Lehnsritter zum Auslaufmodell, und die Historiker bezeichnen diese Zeit als das Ende des Mittelalters. Kaiser Maximilian I. wird deshalb in der Geschichte auch als der „Letzte Ritter“ bezeichnet. Hinzu kam die rasante Verbreitung des erfundenen Buchdrucks und die Entdeckung Amerikas mit dem sich anbahnenden neuen Weltbild der Erde als Kugel. Alles Drei brachte starke gesellschaftliche Umbrüche und Verunsicherungen mit sich.

Verbürgerlichung ab dem 16. Jhdt.