Ein geschichtlicher Betrachtungsbogen des Ortes, der Landschaft und der Namensträger.
Der Name „Kessel“ ist ein sehr alter Name und hat für den Niederrhein eine große Bedeutung wegen der Grafen von Kessel, z. B. als Gründungsväter für die Stadt Grevenbroich und deren Schloss. Die Grafen von Kessel gehörten zu den Dynasten.
Der Name Graf ( niederländisch mit „v“ geschrieben ) kommt vom Lateinischen „gravis“ – schwer, würdig, und meint hier „Amts- oder Würdenträger“.
Im Landesarchiv NRW gibt es über 60 Urkunden mit Siegeln der „von Kessel“.
Zunächst ein Überblick :
Wir starten unsere Geschichtsreise zur Zeit Julius Caesars in Kessel an der Maas, der Partnerstadt von Grevenbroich, Kessel liegt zwischen Venlo und Roermond auf einem linken Steilufer der Maas. Wir erleben danach das Maasgebiet während der Normanneneinfälle. Dabei stoßen wir auf Graf Ansfried, den „Ur-Vater der Kessel“ im Aktionsfeld der Ottonischen Kaiser und Theophanus.
Wir begleiten danach die Grafen von Kessel, die zu den Dynasten gehörten, bis zu deren Aussterben im Jahre 1305, und verfolgen die ab 1288 nachrückenden Ritter von Kessel bis in unsere Heimat, den Rhein-Kreis-Neuss, bis zu deren Verbürgerlichung hier und heute.
Eine Schilderung mit sicher einigen überraschenden, wenn nicht sogar teils unerhörten Entdeckungen und vielen Lichtbildern.
Als Junge erzählten mir meine Tanten, der Großvater hätte immer gesagt:
“Wir stammen von den Grafen ab“ !
Meine Großmutter betrieb um 1900 mit ihren beiden Schwestern ein führendes Modehaus für Hüte an der Ecke zum Marktplatz in Neuwied. Das Fürstenhaus zu Wied war Kunde, und kaufte dort ein. Immer, wenn der Fürst vom Bahnhof mit der Kutsche und Eskorte vorbeifuhr, standen die Drei Grazien oben auf dem Eckbalkon, und der Fürst machte Ihnen Honeurs und zog seinen Hut.
Die Prinzessin des Fürstenhauses zu Wied, die später, vermählt mit einem Hohenzollernprinzen, Königin von Rumänien wurde, schrieb unter dem Pseudonym „Carmen Sylva“ damals allseits beliebte Gedichte und Geschichten, auch für Kinder. Sie hatte den gleichen Vornamen wie meine Großmutter, „Elisabeth“.
In diesem Lebensgefühl lebte diese, als sie meinen Großvater kennenlernte, der bei Koblenz als Soldat diente.
Er war Uhrmacher, Juwelier und Goldschmied, Haus und Geschäft auf der Niederstraße in Neuss, und der Satz:
„Wir stammen im Übrigen von den Grafen ab…“, ließen meine Großmutter in dieser Erwartungshaltung „da drauf abfahren“. Eine „Gute Partie“.
Ein stattlicher Mann. Um ein Haar , es fehlte nur 1 cm am Gardemaß von 1,90m , wäre er bei Kaiser Wilhelm in Berlin in die Garde gekommen.
Meine Großmutter sollte hier in Neuss den Verkauf machen, mein Großvater die Werkstatt. Aber den „Neussern“ die Kommunionskettchen kürzer zu machen, das hatte sie sich so nicht vorgestellt und dies war eigentlich unter ihrer Würde. Auch wurde sie in ihrem mittelrheinischen, moselfränkischen Dialekt, mit den Neussern nicht recht warm. Es gab Enttäuschungen und Spannungen in der Ehe. Es fiel dann schon mal öfter der Satz von ihm: “Du bist nicht die Person, die Du sein sollst”.
Die Retourkutsche kam, wenn mein Großvater viermal im Jahr über den Durst trank, in der Kneipe auf dem Tisch stand, und tönte: „Wir stammen von den Grafen ab“.
Er wurde dann „geholt“, und die Gardinenpredigt meiner Großmutter gipfelte in den Satz: „ Un dat sa:ren ich Disch, dat mit Dinn Sauferei, dat iss dat einzich Gräfliche, watt de an Disch hass“ (auf Hochdeutsch: „und das sage ich Dir, das mit Deiner Sauferei, das ist das einzig Gräfliche, was Du an Dir hast“).
Dieser Ausspruch war eigentlich von da an für mich die Triebfeder, dem auf den Grund zu gehen, und für die Nachkommen aufzuschreiben.
Heute bin ich weitgehend dem auf den Grund gekommen und möchte dies hiermit aufschreiben.